(Quelle: Firma CISAM Ernst Härteprüfer SA)
Das Brinell-Verfahren besteht im wesentlichen darin, daß ein kugelförmiger Eindringkörper von verschiedenen Durchmessern (immer in mm; im Gegensatz zu Rockwell-Maßen in Zoll) für eine bestimmte Zeit (10 bis15 Sekunden) mit einer bestimmten Prüfgesamtkraft auf die zu prüfende Oberfläche, die immer glatt und eben sein muss, eingedrückt wird.
Von dem entstandenen Abdruck, der die Form einer Kugelkalotte hat, wird der Durchmesser mittels optischer Vorrichtungen (Mikroskop oder Projektor) gemessen.
Prinzip der Härteprüfung nach Brinell
Die Brinellhärte (HBW) wird durch das Verhältnis von aufgebrachter Prüfgesamtkraft zur Oberfläche der Kugelkappe bestimmt. Es gilt die Formel:
wobei F die Prüfkraft in N , D der Durchmesser des Kugeleindringkörpers in mm und d der Durchmesser des Eindrucks in mm bezeichnet.
In der Praxis werden Tabellen verwendet, aus welchen mittels Angaben der Prüfkraft, des Kugeldurchmessers und des Durchmessers des Eindruckes die Brinell-Härtezahl entnommen werden kann.
Normalerweise werden beim Brinell-Verfahren genormte Kugeleindringkörper mit den folgenden Durchmessern verwendet:
Kugeldurchmesser: | 10mm | 5mm | 2,5mm | 1mm |
Die genormten Prüfkräfte sind:
Härtewertangabe | Kugel- | Prüfkraft (N) | Härtewertangabe | Kugel- | Prüfkraft (N) |
HBW 10/3000 | 10 mm | 29420 | HBW 5/750 | 5 mm | 7335 |
HBW 10/1500 | 10 mm | 14710 | HBW 5/250 | 5 mm | 2452 |
HBW 10/1000 | 10 mm | 9807 | HBW 5/125 | 5 mm | 1226 |
HBW 10/500 | 10 mm | 4903 | HBW 5/62,5 | 5 mm | 612,9 |
HBW 10/250 | 10 mm | 2452 | HBW 5/25 | 5 mm | 245,2 |
HBW 10/100 | 10 mm | 980,7 |
Härtewertangabe | Kugel- | Prüfkraft (N) | Härtewertangabe | Kugel- | Prüfkraft (N) |
HBW 2,5/187,5 | 2,5 mm | 1839 | HBW 1/30 | 1 mm | 294,2 |
HBW 2,5/62,5 | 2,5 mm | 612,9 | HBW 1/10 | 1 mm | 98,07 |
HBW 2,5/31,25 | 2,5 mm | 306,5 | HBW 1/5 | 1 mm | 49,03 |
HBW 2,5/15,625 | 2,5 mm | 153,2 | HBW 1/2,5 | 1 mm | 24,52 |
HBW 2,5/6,25 | 2,5 mm | 61,29 | HBW 1/1 | 1 mm | 9,807 |
Tabelle 5 - Brinell-Kurzzeichen, Kugeldurchmesser und Prüfkräfte (s. ISO 6506-1)
Bei der Prüfung mit dem Brinell-Verfahren müssen folgende Punkte berücksichtigt werden:
Beanspruchungsgrade Formel: 0,102 F / D² | |||||
30 | 15* | 10 | 5 | 2,5 | 1 |
Tabelle 6 - Beanspruchungsgrad
*) der Beanspruchungsgrad 15 ist nur für HBW10/1500 genormt, alle anderen Beanspruchungsgrade haben für alle Prüfungen Gültigkeit
Der Beanspruchungsgrad 0,102F/D² ist deshalb wichtig, weil je nach angewandtem Beanspruchungsgrad verschiedene Ergebnisse erzielt werden -Zum Beispiel ergibt ein mit 10 mm Kugel und 9807N (Beanspruchungsgrad 10) gemessenes Material eine Brinellhärte, welche von der mit 10 mm Kugel und 4903N (Beanspruchungsgrad 5) gemessenen Härte abweicht. Sollte jedoch das gleiche Material mit der Kugel 2.5 mm und einer Prüfgesamtkraft von 612,9N (Beanspruchungsgrad 10) gemessen werden. wird das gleiche Resultat wie bei der ersten Prüfung erzielt, da de Beanspruchungsgrade gleich sind (vorausgesetzt das Material ist homogen und weist keine Schichten von verschiedenen Härten auf).
Die Bezeichnung HBW bedeutet Brinellhärte. Die Brinell-Härtezahl steht vor dem Kennzeichen, gefolgt vom Kugeldurchmesser in mm, dem Prüfkraftwert laut Tabelle und der Prüfkraftdauer in Sekunden, falls diese von der vorgeschriebenen Dauer (10-15 Sekunden) abweicht.
Beispiel: 305 HBW 2,5 / 187,5 Brinellhärte 350, ermittelt mit Kugel 2,5mm und 1839N Prüfkraft und 10-15 Sekunden Prüfkraftdauer
Beispiel: 305 HBW 2,5 / 187,5 / 20 Brinellhärte 350, ermittelt mit Kugel 2,5mm, 1839N Prüfkraft und 20 Sekunden Prüfkraftdauer
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Wie beim vorangehenden Punkt eins bestimmt in erster Linie die Härte des Materials, welcher Beanspruchungsgrad angewandt werden muss. Ist der geeignete Beanspruchungsgrad einmal festgelegt, wählt wird die Prüfkraft in Funktion der folgenden Elemente ausgewählt:
Kugel | Mittlerer Eindruckdurchmesser | |||||||
0,5 | 1,0 | 1,5 | 2,0 | 3,0 | 4,0 | 5,0 | 6,0 | |
1 | 0,54 | |||||||
2 | 0,25 | 1,07 | ||||||
2,5 | 0,83 | 2,00 | ||||||
5 | 0,92 | 1,67 | 4,00 | |||||
10 | 1,84 | 3,34 | 5,36 | 8,00 |
Tabelle 7 - Meßbare Mindestdicke bei Brinell-Prüfungen (s. ISO 6506-1)
Bei den folgenden Materialien werden die entsprechenden Brinell-Prüfungen angegeben:
Stahl: man benutzt fast immer HBW x | 3000 (x=Kugeldurchmesser).
Für Stahl ist die Brinell-Prüfung äußerst wichtig, da zwischen Brinellhärte und Zugfestigkeit ein konstantes, ziemlich genaues Verhältnis besteht (mit einem Verhältnis von 3,53 für Kohlenstoffstahl, Chromstahl und Chrom-Manganstahl, für Nickel-Chromstahl hingegen 3,33).
Beispiel: 225 HBW x | 3000 à 225 x 3,53 = 794,3 N/mm² (siehe DIN 50150)
Dies ist die einzige Möglichkeit, die Zugfestigkeit von Stahl zerstörungsfrei feststellen zu können.
Das Brinell-Verfahren kann für gehärteten Stahl allerdings nicht angewandt werden. Da kein Diamanteindringkörper vorgesehen ist, ist die Prüfung von behandeltem Stahl über 1765 N/mm² nicht möglich. Weiches Eisen wird normalerweise mit HB x | 3000 geprüft, obwohl der Eindruckdurchmesser 0,6 des Kugeldurchmessers übersteigt.
Gußeisen: Man verwendet immer HBW x | 3000. Wegen der geringen Homogenität ist es ratsam, die höchste Prüfgesamtkraft von normalerweise 29420N anzuwenden.
Leichtmetall: Man benutzt normalerweise HBW x | 10 oder HBW x | 5; für besonders weiche Legierungen auch HBW x | 2,5. Da bei den mittleren Härten verschiedene Beanspruchungsgrade angewandt werden können, könnte leicht Verwirrung entstehen, wenn die Art der Prüfung nicht genau angegeben wird (im Gegensatz zu den Eisenlegierungen, für welche immer HBW x | 30 verwendet wird).
Kupferlegierungen: Für Bronze benutzt man HBW x | 10 (falls besonders hart, auch HBW x | 30) und HBW x | 10 oder HBW x | 5 für Messing. Im übrigen gelten auch hier die gleichen Grundsätze wie bei Leichtmetall.
Um die verschiedenen Nachteile umgehen zu können, sowie zum Zweck, die nach dem Rockwell-Verfahren arbeitenden Geräte trotzdem in einem weitest möglichsten Bereich anwenden zu können, werden diese Geräte häufig zu Prüfungen mit Brinell-Eindringkörpern und Brinell-Prüfkräften benutzt.
Die meisten dieser Geräte haben außer den Rockwell-Prüfkräften auch die Kräfte 612,9 - 1226 -1839 N. Sie sind somit für die Brinell-Prüfung geeignet. Auf diese Weise wird mittels der Eindringtiefe nach dem Rockwell-Verfahren gemessen, anstatt mittels der Ablesung des Durchmessers.
Das Resultat wird unmittelbar auf dem Display angezeigt oder auf einer Meßuhr mit Rockwelleinteilung abgelesen und mittels der dafür vorgesehenen Tabelle in Brinellzahlen umgewandelt.
Es muss noch erwähnt werden, daß dieses relativ schnelle Verfahren nicht als eine echte Brinell-Prüfung betrachtet werden kann.
Tatsächlich sind die mittels der Umwertungstabelle erhaltenen Ergebnisse nicht für alle Materialien gleich (z.B. ist die Umwertung für Stahl nicht die gleiche wie für Gußeisen). Dieses Verfahren ist vor allem bei Serienprüfungen oder unter Umgehung der optischen Ablesung vorzuziehen. Schließlich muss dabei auch die Oberfläche nicht so gut angeschliffen werden, wie dies für die optische Ablesung nötig ist. Außerdem hat es den Vorteil, dass für Stahl eine direkt in Zugfestigkeit - N/mm² geeichte Skala benutzt werden kann.
Um eine größere Genauigkeit bei Serienprüfungen erreichen zu können, bieten die ERNST-Geräte dem Benutzer die Möglichkeit, der Brinell-Skala vorübergehend eine neue Kalibrierung einzugeben, die auf einer vorher ausgeführten Probemessung mittels optischem Brinellsystem basiert.